Entwidmung in Bodenfelde

Am Mittwochabend, 19. Juni, fand in der neuapostolischen Kirche in Bodenfelde gemeinsam mit den Glaubensgeschwistern der Gemeinde Oberweser-Gieselwerder (Bezirk Kassel) der letzte Gottesdienst statt. Dankbarkeit, Wehmut aber auch Zuversicht standen im Mittelpunkt des Gottesdienstes, in dem Bezirksältester Marco Scheuchzer die Entwidmung des Kirchengebäudes vornahm. Vorausgegangen waren einige Jahre des Zusammenwachsens beider Gemeinden sowie viele Gespräche über die gewünschte Bündelung aller vorhandenen Kräfte zur Durchführung der Gottesdienste, für die Seelsorge sowie einem bereichernden Gemeindeleben.

Bezirksältester Scheuchzer legte zum Gottesdienstbeginn mit dem vorgelesenen Bibelwort Korinther 13,13 den Frieden auf die versammelte Gemeinde:

„Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.“

Der Bezirksälteste ging auf den besonderen Anlass dieses Gottesdienstes ein. Rückblickende Dankbarkeit, Freude auf die gemeinsame Zukunft, aber auch Wehmut seien vorhanden. „Aber in allem wollen wir Gott in die Mitte nehmen, wie wir es in jedem unserer Gottesdienste tun“, so Bezirksältester Scheuchzer. Er verwies auf die erlebten Segnungen und zählte auch viele Dienste auf, die in der Gemeinde ehrenamtlich und oft auch im Verborgenen ausgeübt wurden und so zu einer wertvollen Gemeinschaft beitrugen. Jeder solle sich gern auch zuhause einmal daran erinnern, von wem er im Glauben erzogen und an das Herz Gottes gebunden wurde. Wie so viele Dinge im Leben könne man auch dieses Ereignis aus zwei Perspektiven betrachten: Zum einen traurig oder auch beklagend, zum anderen aber auch dankbar, was man gehabt hat, um daraus Kraft zu schöpfen. Bei allem soll zuerst die Gnade aus Jesus Christus im Mittelpunkt stehen, wie es im vorgelesenen Bibelwort zum Ausdruck gebracht wird.

Evangelist Peter Spormann, Gemeindevorsteher in Bodenfelde, verlas einige Eckdaten aus der Chronik der Gemeinde. Der Beschluss der Gemeindezusammenführung sei durch viele Gespräche begleitet und letztlich von den Mitgliedern einmütig befürwortet worden, beschrieb er die Entwicklung. Er verwies auf die schon über viele Jahre andauernde gemeindeübergreifende Opferbereitschaft aus Liebe zueinander, sich gegenseitig zu unterstützen. Der Evangelist ging im Zusammenhang mit dem Wechsel in eine andere Gebietskirche auf ein Bild des neuen Stammapostels Schneider ein, der im Pfingstgottesdienst einen Zug mit vielen Waggons beschrieb. Nun bekomme ein Waggon eine andere Farbe oder es findet ein Wechsel in einen anderen Waggon statt – doch der Zugführer und das Ziel blieben, so Evangelist Spormann.

Vor dem Schlussgebet entwidmete Bezirksältester Scheuchzer die Kirche und übergab das Gebäude seiner weiteren Bestimmung. Der Gottesdienst wurde musikalisch durch Chor- und Gemeindegesang gestaltet. Im letzten Gottesdienst waren unter anderem Bezirksevangelist Roland Krysewski sowie Vorsteher aus dem Kirchenbezirk Göttingen zugegen. Aber auch Bezirksevangelist Willfried Andrich (Vorsteher in Oberweser-Gieselwerder) sowie der von 1980 bis 1998 vormals tätige Gemeindevorsteher, Priester i.R. Wilfried Gundelach, zählten zu den etwa 60 Gottesdienstteilnehmern.

Eckdaten aus der Gemeindechronik

Die Gemeinden Bodenfelde (Kirchenbezirk Göttingen) und Oberweser-Gieselwerder (Gebietskirche Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland, Kirchenbezirk Kassel) liegen nur etwa 5 km auseinander. Beide Gemeinden blicken auf gemeinsame Wurzeln bis in das Jahr 1925 zurück. So zählte die Gemeinde Oberweser-Gieselwerder von 1924 bis 1948 zum damals neu gegründeten Kirchenbezirk Göttingen.

1922 fanden bereits erste Wohnhausgottesdienste bei der aus Ostpreußen zugezogenen neuapostolischen Familie Roeder unweit von Bodenfelde in Schönhagen statt. 1926 wurde mit Unterdiakon Gustav Rolf der erste Amtsträger für die Gläubigen ordiniert. In zehn verschiedenen Orten im Umkreis von 30 km versammelte sich die wachsende Schar zu Gottesdiensten, bevor ab 1951 regelmäßig 14-tägig am Sonntagmorgen Gottesdienste in Bodenfelde stattfanden.

Der 17. Juni 1956 gilt als offizielles Gründungsdatum der Gemeinde Bodenfelde. Von da an fanden die Gottesdienste nur noch in Bodenfelde statt. Noch im selben Jahr war es nicht mehr möglich, die Gottesdienste in der Bodenfelder Schule durchzuführen. Einen neuen Gottesdienstort fand man in einer alten Tischlerei.

1959 entstand mit 26 Gemeindemitgliedern, die von Bodenfelde überwiesen wurden, die neu gegründete Gemeinde in Uslar. Die Wiedervereinigung der beiden Gemeinden erfolgte am 27. Juni 2010 in Bodenfelde, nachdem seit 2004 im wöchentlichen Wechsel die Gottesdienste in Uslar bzw. Bodenfelde stattfanden.

Vor 45 Jahren, am 19. Juni 1968, weihte Apostel Arno Steinweg das erste eigene Kirchengebäude, die heutige Kirche in der Hirschberger Straße. Am 8. Oktober 2006 feierte die Gemeinde ihr 50-jähriges Jubiläum. Seit 1998 leitete Evangelist Peter Spormann mit zuletzt einem Priester und einem Diakon an seiner Seite die 60-Seelen-Gemeinde.

Seit 2010 feierten die Gemeinden Bodenfelde und Oberweser-Gieselwerder gelegentlich gemeinsame Gottesdienste. Ab 2011 erlebten die Gläubigen die Wochengottesdienste gemeinsam, ab Februar 2012 feierte man alle Gottesdienste gemeinsam im wöchentlichen Wechsel. Es fanden in dieser Zeit auch verschiedene Gemeindeversammlungen u.a. mit Apostel Jens Lindemann (Gebietskirche Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland) statt. Schließlich entschied man sich zur Gemeindezusammenlegung in Oberweser-Gieselwerder nach der Zusage eines erweiterten Kirchengebäudes mit entsprechenden Nebenräumen, das nun in den letzten Wochen fertig gestellt wurde.

Die Fusion der beiden Gemeinden an der Weser erfolgt am Sonntag, 23. Juni nach Umbau der Kirche in Oberweser-Gieselwerder (Wiesenstraße 25), wodurch nun die neugegründete Gemeinde Oberweser-Solling unter der Leitung von Bezirksevangelist Willfried Andrich entsteht. Apostel Jens Lindemann führt den Einweihungsgottesdienst durch. Für die Gemeindemitglieder aus Bodenfelde bedeutet der Zusammenschluss auch ein Wechsel in den Kirchenbezirk Kassel, der zur Gebietskirche Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland unter der Leitung von Bezirksapostel Bernd Koberstein zählt.

akli.