„Ein Abendgebet“ – Andacht zum 4. Psalm

Etwa 30 Glaubensgeschwister – jung und alt – versammelten sich am Abend des 16. Oktober 2012 in unserer Kirche in Göttingen zu einer Andacht im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Göttinger Psalter“. Direkt vor dem Altar erlebten sie in der fast ausschließlich von Kerzen erleuchteten Kirche eine besondere Andacht mit Musik und Texten zum 4. Psalm, der überschrieben ist mit „Ein Abendgebet“.


In mir ist es finster,
aber bei Dir ist das Licht;
ich bin einsam, aber Du verlässt mich nicht;
ich bin kleinmütig, aber bei Dir ist die Hilfe;
ich bin unruhig, aber bei Dir ist der Friede;
in mir ist Bitterkeit, aber bei Dir ist die Geduld;
ich verstehe Deine Wege nicht, aber
Du weißt den Weg für mich.

Wie aus dem Nichts hörten die Anwesenden diesen Text von Dietrich Bonhoeffer zu Beginn der Andacht, gefolgt von einem beeindruckend dumpfen Orgelstück.

Nach Begrüßung und Gebet durch Bezirksevangelist Marco Scheuchzer (Gemeindevorsteher) wurde der 4. Psalm vorgelesen.

Verschiedene Texte beleuchteten das Thema Angst und Furcht, unterstützt durch unterschiedliche musikalische Beiträge. Wie gehen wir mit Angst um? Auch tiefer Glaube schützt uns nicht davor, Angst – auch existenzbedrohende Angst – zu haben. Dabei ist es nicht entscheidend, was oder wer hinter unserer Angst steht, sondern dass Gott hinter uns steht. Wenn Gott bei uns ist, brauchen wir uns nicht zu fürchten.
Als die Jünger Jesu mit ihrem Boot in ein schweres Unwetter kamen, fürchteten sie sich fast zu Tode, während Jesus im Boot schlief. Sie weckten den Herrn. Seine Worte „Fürchtet euch nicht, ich bin bei euch“ vertrieben nach und nach die Angst. Als sie wohlbehalten an Land angekommen waren, wurden sie von denen, die das Unwetter vom Ufer aus beobachtet hatten, gefragt, ob es ihnen sehr schlimm ergangen sei. Voller Zuversicht konnten sie antworten: „Ja, es war sehr schlimm, aber der Herr war ja bei uns“.

Der letzte musikalische Beitrag vor dem Schlussgebet war der Rundgesang aus Taizé: „Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht, Christus, meine Zuversicht, auf dich vertrau' ich und fürcht' mich nicht.“ Ein Glaubensbruder begann sicher zu singen, unsicher fast ängstlich stimmten die ersten Glaubensgeschwister mit ein, nach und nach sangen alle mit – immer sicherer und zuversichtlicher wurde der gemeinsame Gesang…

Die Andacht endete mit einem Gebet und dem Aaronitischen Segen.

Im folgenden Mittwochabendgottesdienst äußerte einer der Amtsträger, der bei der Andacht anwesend gewesen war, er habe nach dieser Andacht so gut geschlafen wie lange nicht mehr – mit dieser Erfahrung war er sicher nicht alleine.

Die Andacht war das vierte und letzte Angebot der neuapostolischen Gemeinde in Göttingen zum Jahr des „Göttinger Psalters“ in der Stadt. Die Veranstaltungsreihe, die durch den Arbeitskreis Christlicher Kirchen in Göttingen initiiert wurde, endet mit dem Ausklang des Kirchenjahres vor dem 1. Advent.

ra